„Was soll das werden?“ Diese Frage wurde den Kunstschaffenden während der Bildhauerwoche immer wieder gestellt. Vom 28.09. bis zum 02.10.2020 trafen sich Künstler*innen und Schüler*innen der Camphill Schulgemeinschaften im Naturatelier um das „Jetzt“ zu gestalten, den Istzustand zu erforschen und künstlerisch tätig zu werden.
Gemeinsam setzten sie die Unvorhersehbarkeit der Gegenwart aufs Spiel und inspirierten sich gegenseitig. Es wurde geschnitzt, gemeißelt, gesägt und geschraubt. Dabei entstanden Skulpturen aus Holz und Stein. „Ich weiß es noch nicht“, war bei einigen Künstlern die Antwort auf die eingangs gestellte Frage. Sich dieser Ungewissheit zu stellen und trotzdem weiter zu arbeiten, ist nicht immer leicht. In Gesprächen und durch die Betrachtung der Arbeiten konnte jedoch immer wieder ein neuer Ansatz gefunden und das Material erforscht werden.
Künstlerin Helli Hecht aus Köln war schon 2012 bei der ersten Bildhauerwoche dabei und freute sich über die Einladung. „Die Arbeitsatmosphäre im Naturatelier, wo man Seite an Seite und miteinander arbeitet, inspiriert mich sehr“, beschreibt sie ihre Erfahrung. Bedacht und beobachtend schraubte sie Reste von gelben Schalungsbrettern, Europaletten und grünen PVC Rohren zusammen. Die genormten Materialien wurden zerlegt und neu arrangiert. Es entstanden drei freistehende Installationen die mit Witz an Fahrzeuge, Schranken und Kräne erinnern.
Marisa Kienle aus Markdorf ist frischgebackene Holzbildhauerin von der staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer Oberammergau. Sie schaffte einen rhythmischen Ruhepol an der Arbeit mit Holz. Mehrere Schüler gesellten sich gleich zu ihr um die Schnitztechnik kennenzulernen und selbst auszuprobieren. Am Ende der Woche konnten bei der kleinen Finissage viele kleinformatige und individuelle Studien und Skulpturen gezeigt werden. So entstanden zum Beispiel zwei Eulengesichter die die Schüler aus verzweigten Lindenstämmen herausarbeiteten.
Ein helles gleichmäßiges Meißeln, war aus einer anderen Ecke des Naturateliers zu hören. Unter einem Pavillon wurde von Carl-Thomas Hauser aus Taisersdorf und einem Schüler weißer Marmor bearbeitet. Die Arbeit am Stein ist langsam und man braucht viel Durchhaltevermögen um diesen zu formen und so geht diese Tätigkeit über den Rahmen der Bildhauerwoche hinaus. Zu erahnen waren aber schon eine Adlerfigur und ein Totenkopf.
Zu den handwerklichen Klängen der Tage stellte Andi Haslacher, im Rahmen der Finissage am Ende der Woche, feine musikalische Akzente. „Im Naturatelier, wo man wachsen kann…“ änderte er den Text seiner Lieder spontan auf die Situation um und ließ die Woche Ausklingen.
Felix Bockemühl
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Naturatelier Frickingen
Golpenweiler Straße
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